Über den Namenspatron des Martinsheim


Martin wurde im Jahre 316 oder 17 als Sohn eines römischen Militärtribuns im Rang eines Offiziers in der römischen Provinz Pannonia Prima (heute Ungarn) in der Stadt Savaria geboren. Seine Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Im Alter von zehn Jahren wurde er in die Gruppe der Katechumenen, der Taufbewerber, aufgenommen. Nach einer Bestimmung Kaiser Diokletians wonach alle Söhne von Berufssoldaten in der römischen Armee dienen mussten, beugte sich Martin widerwillig und wurde im Jahre 331 nach Christus, im Alter von nur 15 Jahren ein Soldat.

Er wurde zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand eingezogen, welches zu dieser Zeit die Residenz der westlichen römischen Reichshälfte war. Martin war ein bescheidener und gütiger junger Mann. Obwohl er nicht getauft war, lebte und handelte er wie ein Christ. Seine Kameraden schätzten ihn wegen seiner Geduld und Nächstenliebe. Sie fanden, er sei eher ein Mönch als ein Krieger, weil er stets nur das Nötigste von seinem Sold für sich behielt und alles andere armen und kranken Menschen gab.

Während Kämpfen zwischen Römern und Alemannen in Gallien, dem Gebiet des heutigen Frankreichs, und später auch jenseits des Rheins, in denen Martinus unter Kaiser Julian diente, vertiefte sich sein Glaube. Vor einer Schlacht gegen anrückende Germanen in der Nähe des Heerlagers der Civitas Vangionum, des heutigen Worms, verweigerte Martinus als Offizier des römischen Besatzungsheeres die Teilnahme mit der Begründung, er sei von nun an nicht mehr miles Caesaris, ein Soldat des römischen Kaisers, sondern miles Christi, Soldat Christi, und bat um Entlassung aus dem Armeedienst. Diese wurde ihm aber verweigert, weshalb Martin seine gesammte 25-jährige Dienstzeit ableisten musste.

Später wurde er als Gardeoffizier in Amiens stationiert, als eine Begebenheit vor den Toren der Stadt sein Leben für immer verändern sollte: Es war an einem jener bitterkalten Wintertage dieser Zeit. Viele Menschen waren in der klirrenden und eisigen Kälte schon gestorben. Martin ritt auf seinem Schimmel auf das Stadttor zu, als ihm ein Bettler entgegen wankte. Er war fast unbekleidet und flehte die vorübereilenden Leute an, ihm doch zu helfen. Doch niemand half. Alle anderen schauten nur weg.
Nur Martin empfand tiefes Mitgefühl und mit einem Mal spürte er, dass Gott seine Wege zu diesem armen Menschen gelenkt haben musste, um Barmherzigkeit zu üben. Doch wie sollte er, der auch nur seine Waffen und einen einfachen Soldatenumhang aus Wolle bei sich trug, helfen? Der Umhang gehörte ihm noch nicht einmal, er war Eigentum des römischen Kaisers. Doch Martin zögerte nicht lange. Er nahm sein Schwert und teilte den Umhang in zwei gleiche Hälften. „Hier, armer Mann, nimm' meine Mantelhälfte und hülle dich darin ein, mehr habe ich leider nicht, was ich dir geben könnte.“ Dankbar nahm der Bettler das Mantelstück an und schlang es sich um den mageren, ausgekühlten Körper. Martin bekleidete sich mit der anderen Hälfte. Einige Leute waren stehen geblieben und machten sich sogar darüber lustig, dass ein Offizier der römischen Garde nun selbst wie ein abgerissener Bettler aussah. Andere, die viel mehr hätten geben können, waren beschämt.

In der folgenden Nacht hatte Martin einen Traum: Jesus Christus begegnete ihm, umgeben von einer himmlischen Schar Engeln. Jesus trug Martins halben Umhang und sprach:
„Martin, ich war der Bettler, dem du deine Barmherzigkeit geschenkt hast.“ Den Engeln rief Jesus zu: „Hört ihr Engel! Martin, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel gerettet!“
Als Martin am nächsten Morgen erwachte, wusste er, dass er sein Leben völlig ändern wollte. Als er erschließlich im Jahre 356 n.Chr. von Kaiser Julian aus dem Heerdienst entlassen wurde, war er bereits 40 Jahre alt.

Nun begann er seine zweite, nämlich die theologische Kariere.
Er verließ die Armee und trat als Mönch in den Dienst Gottes. Im Jahr 361 siedelte er sich an dem Ort Ligugé in Frankreich an. Sein Haus war offen für alle Menschen in Not. Er lebte auch hier bescheiden, fast ärmlich, immer im festen Glauben an Gott. Der Mönch Martin war wegen seiner frommen, gerechten und hilfsbereiten Art sehr beliebt bei den Bewohnern der Umgebung. Daher wollten ihn die Bürger von Tours im Jahre 371 zum Bischof haben, nachdem der alte Bischof gestorben war. Martin war darüber gar nicht froh, da er sich des Bischofamtes für unwürdig hielt. Darüber hinaus lehnte er ja auch den Luxus und die Verschwendungs­sucht, die mit diesem Amt verbunden war, aus tiefsten Herzen ab.

Doch die Leute aus Tours ließen nicht locker. Sie strömten zu seinem Haus und wollten ihn, auch gegen seinen Willen, nach Tours bringen. Als Martin sie kommen sah, verließ er fluchtartig sein Heim. Die Flucht blieb jedoch nicht unentdeckt und alle rannten hinter dem armen Mönch her. Martin versteckte sich in einem Gänsestall und hoffte, dort bis zum Anbruch der Dunkelheit bleiben zu können. Er dachte, wenn man ihn nicht fände, würde sich die ganze Aufregung um seine Person vielleicht wieder legen und er könnte ein bescheidener Mönch bleiben.

Was Martin nicht bedacht hatte war, dass Gänse besser sind als mancher Wachhund. Und so schnatterte das Federvieh was die Schnäbel hergaben, um alle Welt vor dem Eindringling im Stall zu warnen. So wurde Martins Versteck entdeckt. Die Leute fanden den Mönch, brachten ihn nach Tours und machten ihn am Ende doch noch zum Bischof von Tours. Er zog allerdings nicht in den Bischofspalast, sondern blieb in seiner Einsiedelei wohnen. Vier Jahre später wurde dort das Kloster Marmoutier gegründet.

 

Martin war fast 30 Jahre lang ein sehr guter Bischof, der von vielen Menschen sehr geschätzt und geachtet wurde. Es gibt viele Legenden über Wunder und Heilungen, die der Bischof von Tours vollbracht haben soll. Er starb am 8. November 397 im hohen Alter von 80 Jahren. Zu seiner Beerdigung am 11. November 397 strömten viele tausend Menschen, um an seinem Grab Abschied zu nehmen.

Später wurde der Bischof Martin von Tours vom Papst heiliggesprochen (daher Sankt Martin von latein. sanctus= heilig). Seit dem ist er auch der Schutzpatron vieler Handwerksberufe, der Bettler, Soldaten und der Haustiere.